INTERVIEW
Wolfgang, wie bist du zum Buddhismus gekommen?
Die Initialzündung ging von einem Orchesterkollegen aus - ich war ja früher Orchestermusiker – der als Mönch in Sri Lanka gelebt hatte und dann in unser Orchester zurückkehrte.
Was hat dich damals am Buddhismus interessiert bzw. angesprochen?
Das Buch von Georg Grimm, „Die Lehre des Buddho“, hat mich intensiv berührt. Da ich in dieser Zeit in einer tiefen Lebenskrise weilte, hat mich die Aussage des Buddha: „das Leben ist leidvoll“ besonders angesprochen. Wegweisend war dann, aus diesem Leiden durch Meditation und „rechte Lebensweise“den Weg in eine neue Freiheit zu finden.
Welche Aspekte des Buddhismus erscheinen dir persönlich am wichtigsten?
Eindeutig die Kontinuität der persönlichen Praxis und die Öffnung des Herzens durch Metta (Liebe). Außerdem ist mir wichtig, Anatta (Nicht-Selbst oder Nicht-Ich) immer tiefer zu verstehen.
Wie hat es sich ergeben, dass du Lehrer geworden bist?
Ich sehe mich eher als Kursleiter, denn als Lehrer. Kursleiter bin ich geworden, weil ich ein eitler Bursche bin und ich das Begehren habe, das, was ich erlebt habe, weiterzugeben. Mir ist wichtig, andere an meinen Erfahrungen teilhaben zu lassen. Ein Sprichwort sagt: „Wes Herz ist voll, des Mund läuft über“. So erlebte ich, wie einige Freunde durch meine Erzählungen berührt, eigene Erfahrungen erleben wollten, und so begann es, dass ich meine ersten Kurse gab, die sich dann allmählich ausweiteten. Später hat Dhiravamsa mich ermutigt und autorisiert, Kurse „offiziell“zu leiten.
Was heißt für dich Lehrer-Schüler-Verhältnis?
Wie ich vorhin schon sagte, gibt es für mich kein wirkliches Lehrer-Schüler-Verhältnis. Wir sind alle Gleichgesinnte mit ähnlichen Interessen, die gemeinsam üben und versuchen, auf dem Weg, dem „Dhammapada“, zu sein. Mein Ansinnen ist es, jedem Teilnehmer mit gleicher Offenheit und Achtsamkeit zu begegnen. Ein Satz ist mir hier Leitmotiv: „Der Schüler, der einen Lehrer sucht, findet (in diesem) einen Schüler. Der Lehrer, der einen Schüler sucht, findet (in diesem) einen Lehrer“.
Hast du eine spezielle Verbindung zum Haus der Stille?
Ich habe eine sehr tiefe Verbindung zum Haus der Stille, weil ich hier meine erste Begegnung mit Dhiravamsa hatte und das dadurch meine spirituelle Heimat wurde. Durch Dhiravamsa, der dann mein erster Lehrer wurde, habe ich eine tiefe Verwandlung erlebt.
Wann war das? Und wann hast du in Roseburg den ersten eigenen Kurs angeboten?
Das war 1980. Diese Begegnung führte dazu, das ich 1981 meinen Beruf als Musiker aufgegeben habe, um mich intensiv der Meditation widmen zu können. Nach einigen Jahren wurde der Wunsch, auch in Roseburg einen Kurs anbieten zu können, immer stärker und ich wagte es, Frank Wesendahl anzusprechen, der mir sagte, in einigen Jahren könnte es soweit sein. Die Nachricht, 1997 zu Weihnachten einen Kurs geben zu können, hat mich mit großer Freude und Dank erfüllt.
Was willst du in deinen Kursen vermitteln?
Das wichtigste, das ich vermitteln will, ist die Bedeutung der Beharrlichkeit der Praxis im Alltag, das Bemühen um Versöhnung mit sich und den Menschen und durch Metta das Herz zu öffnen. Weiterhin versuche ich, die mystischen Aussagen verschiedener Religionen auf integraler Weise weiterzugeben.
Wie können wir uns das konkret vorstellen?
In den vielen Jahren meiner Übungszeit erfuhr ich immer mehr, wie sehr sich die Lehren des Buddha, des Jesus, Ramana Maharshis, Meister Eckehardts und anderer Meister aller Religionen in den Aussagen über den Weg, das Ziel, den Sinn und die kosmischen Gesetze gleichen, oder, zwar in anderen Worten ausgedrückt, identisch sind. Wenn die Übenden hören: „Nirvana und Samsara sind Eins“, „Ich und der Vater sind Eins“, „die Einheit ohne ein Zweites“(Advaita-Philosophie), dann erlebte ich die Übereinstimmung dieser Aussagen. Jegliche Trennung in Religionen, Schulen, Meinungen sind Geisteskonzepte und verhindern das Erleben des „Alles im Sein“. Jesus sagt: "Kein Haar fällt vom Haupte, ohne den Willen des Vaters." Diese Aussage bedeutet für mich die Lehre Buddhas vom „Entstehen und Vergehen in Abhängigkeit", alles ist „bedingte Erscheinung“.
Was bedeutet es für dich, Buddhismus im Alltag zu leben?
Vor allem eine hohe Achtsamkeit zu entwickeln. Das bedeutet, ohne Verdrängung und Vermeidung die inneren Vorgänge anzuschauen, um zu sehen, wie wir wirklich sind. Und zu lernen, uns selbst und unsere Mitmenschen gleichermaßen anzunehmen. Wichtig ist mir auch, Metta direkt als Liebe zu bezeichnen und nicht durch indirekte Umschreibungen (z.B. liebende Güte), wie sie oft in der buddhistischen Literatur verwandt werden - und natürlich dann auch so zu leben. Das Ziel des Übenden sollte nicht in der Ferne irgendwelche Erlösung und Erleuchtung sein, sondern „hier und jetzt“in den Bereichen des Lebens achtsam zu sein, jegliche Trennungen in Gedanken, Meinungen, Worten zu erkennen und zu versuchen, diese aufzulösen. Sich dem Weg anzuvertrauen, um dann zu erleben, dass die Hingabe an das innere Wissen, der sichere Kompass ist, dass das Auflösen der Trennungen Liebe bedeutet, dass der „Weg“die Freiheit ist. Das Dreigestirn leuchtet auf: Hingabe, Liebe und Freiheit sind eins.
(Das Interview wurde im Sommer 2006 geführt.)
Die Initialzündung ging von einem Orchesterkollegen aus - ich war ja früher Orchestermusiker – der als Mönch in Sri Lanka gelebt hatte und dann in unser Orchester zurückkehrte.
Was hat dich damals am Buddhismus interessiert bzw. angesprochen?
Das Buch von Georg Grimm, „Die Lehre des Buddho“, hat mich intensiv berührt. Da ich in dieser Zeit in einer tiefen Lebenskrise weilte, hat mich die Aussage des Buddha: „das Leben ist leidvoll“ besonders angesprochen. Wegweisend war dann, aus diesem Leiden durch Meditation und „rechte Lebensweise“den Weg in eine neue Freiheit zu finden.
Welche Aspekte des Buddhismus erscheinen dir persönlich am wichtigsten?
Eindeutig die Kontinuität der persönlichen Praxis und die Öffnung des Herzens durch Metta (Liebe). Außerdem ist mir wichtig, Anatta (Nicht-Selbst oder Nicht-Ich) immer tiefer zu verstehen.
Wie hat es sich ergeben, dass du Lehrer geworden bist?
Ich sehe mich eher als Kursleiter, denn als Lehrer. Kursleiter bin ich geworden, weil ich ein eitler Bursche bin und ich das Begehren habe, das, was ich erlebt habe, weiterzugeben. Mir ist wichtig, andere an meinen Erfahrungen teilhaben zu lassen. Ein Sprichwort sagt: „Wes Herz ist voll, des Mund läuft über“. So erlebte ich, wie einige Freunde durch meine Erzählungen berührt, eigene Erfahrungen erleben wollten, und so begann es, dass ich meine ersten Kurse gab, die sich dann allmählich ausweiteten. Später hat Dhiravamsa mich ermutigt und autorisiert, Kurse „offiziell“zu leiten.
Was heißt für dich Lehrer-Schüler-Verhältnis?
Wie ich vorhin schon sagte, gibt es für mich kein wirkliches Lehrer-Schüler-Verhältnis. Wir sind alle Gleichgesinnte mit ähnlichen Interessen, die gemeinsam üben und versuchen, auf dem Weg, dem „Dhammapada“, zu sein. Mein Ansinnen ist es, jedem Teilnehmer mit gleicher Offenheit und Achtsamkeit zu begegnen. Ein Satz ist mir hier Leitmotiv: „Der Schüler, der einen Lehrer sucht, findet (in diesem) einen Schüler. Der Lehrer, der einen Schüler sucht, findet (in diesem) einen Lehrer“.
Hast du eine spezielle Verbindung zum Haus der Stille?
Ich habe eine sehr tiefe Verbindung zum Haus der Stille, weil ich hier meine erste Begegnung mit Dhiravamsa hatte und das dadurch meine spirituelle Heimat wurde. Durch Dhiravamsa, der dann mein erster Lehrer wurde, habe ich eine tiefe Verwandlung erlebt.
Wann war das? Und wann hast du in Roseburg den ersten eigenen Kurs angeboten?
Das war 1980. Diese Begegnung führte dazu, das ich 1981 meinen Beruf als Musiker aufgegeben habe, um mich intensiv der Meditation widmen zu können. Nach einigen Jahren wurde der Wunsch, auch in Roseburg einen Kurs anbieten zu können, immer stärker und ich wagte es, Frank Wesendahl anzusprechen, der mir sagte, in einigen Jahren könnte es soweit sein. Die Nachricht, 1997 zu Weihnachten einen Kurs geben zu können, hat mich mit großer Freude und Dank erfüllt.
Was willst du in deinen Kursen vermitteln?
Das wichtigste, das ich vermitteln will, ist die Bedeutung der Beharrlichkeit der Praxis im Alltag, das Bemühen um Versöhnung mit sich und den Menschen und durch Metta das Herz zu öffnen. Weiterhin versuche ich, die mystischen Aussagen verschiedener Religionen auf integraler Weise weiterzugeben.
Wie können wir uns das konkret vorstellen?
In den vielen Jahren meiner Übungszeit erfuhr ich immer mehr, wie sehr sich die Lehren des Buddha, des Jesus, Ramana Maharshis, Meister Eckehardts und anderer Meister aller Religionen in den Aussagen über den Weg, das Ziel, den Sinn und die kosmischen Gesetze gleichen, oder, zwar in anderen Worten ausgedrückt, identisch sind. Wenn die Übenden hören: „Nirvana und Samsara sind Eins“, „Ich und der Vater sind Eins“, „die Einheit ohne ein Zweites“(Advaita-Philosophie), dann erlebte ich die Übereinstimmung dieser Aussagen. Jegliche Trennung in Religionen, Schulen, Meinungen sind Geisteskonzepte und verhindern das Erleben des „Alles im Sein“. Jesus sagt: "Kein Haar fällt vom Haupte, ohne den Willen des Vaters." Diese Aussage bedeutet für mich die Lehre Buddhas vom „Entstehen und Vergehen in Abhängigkeit", alles ist „bedingte Erscheinung“.
Was bedeutet es für dich, Buddhismus im Alltag zu leben?
Vor allem eine hohe Achtsamkeit zu entwickeln. Das bedeutet, ohne Verdrängung und Vermeidung die inneren Vorgänge anzuschauen, um zu sehen, wie wir wirklich sind. Und zu lernen, uns selbst und unsere Mitmenschen gleichermaßen anzunehmen. Wichtig ist mir auch, Metta direkt als Liebe zu bezeichnen und nicht durch indirekte Umschreibungen (z.B. liebende Güte), wie sie oft in der buddhistischen Literatur verwandt werden - und natürlich dann auch so zu leben. Das Ziel des Übenden sollte nicht in der Ferne irgendwelche Erlösung und Erleuchtung sein, sondern „hier und jetzt“in den Bereichen des Lebens achtsam zu sein, jegliche Trennungen in Gedanken, Meinungen, Worten zu erkennen und zu versuchen, diese aufzulösen. Sich dem Weg anzuvertrauen, um dann zu erleben, dass die Hingabe an das innere Wissen, der sichere Kompass ist, dass das Auflösen der Trennungen Liebe bedeutet, dass der „Weg“die Freiheit ist. Das Dreigestirn leuchtet auf: Hingabe, Liebe und Freiheit sind eins.
(Das Interview wurde im Sommer 2006 geführt.)
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